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Lebe unbequem: 3 einfache Möglichkeiten täglich die Komfortzone zu verlassen

    Die Sonne scheint und ich kann das kühle Nass schon riechen.

    Ich drehe mich nochmal kurz um, sehe meinen Vater wie er sich am Beckenrand mit einem Bekannten unterhält und setze einen Fuß ins Wasser.

    Es muss Anfang Juni gewesen sein. Das Schwimmbad war erst ein paar Tage offen.

    Den kompletten Vormittag habe ich meinen Vater genervt, ob er mit mir baden fährt.

    Ich glaube, meine Mutter gab den entscheidenden Impuls.

    Nun waren wir hier und mein Fuß war im Wasser.

    In diesem Moment wollte ich wieder gehen.

    Es war arschkalt.

    Es tat weh.

    Nicht ins Wasser zu gehen, war jedoch keine Option.

    Nicht, nachdem ich den ganzen Vormittag so einen Aufriss deswegen betrieben habe.

    Ich beiße die Zähne zusammen und kämpfe mich Schritt für Schritt ins Wasser.

    Mit jedem Zentimeter wird die Luft dünner. 

    Ich tauche kurz ab und wieder auf.

    Atmen ist nicht mehr möglich.

    Ich verlasse das Becken und beichte meinem Vater, dass es mir zu kalt ist.

    Er verstand es und nach dem Auftauen, fuhren wir heim.

    Das Ganze dürfte jetzt locker 30 Jahre her sein.

    Und doch erinnere ich mich an jede Einzelheit.

    Keine Ahnung, ob sich diese Erinnerung eingebrannt oder eher eingefroren hat.

    Auf jeden Fall lieferte sie eine wichtige Lektion.

    Auch wenn ich die damals noch nicht verstanden habe.

    Wenn dein Alltag leicht und bequem ist, wird es viele Tage in deinem Leben geben, die hart und unbequem werden.

    Komfortzone

    Hast du einmal verstanden, wie wertvoll es ist, jeden Tag etwas Unbequemes zu tun, wirst du feststellen, wie dir viele Dinge in deinem Leben leichter fallen. Dinge, die vorher noch hart und unbequem waren.

    Hier sind drei einfache Möglichkeiten für dich, wie du es schaffst, täglich deine Komfortzone zu verlassen

    Diese drei Dinge sorgen dafür, dass du deine Komfortzone Stück für Stück vergrößerst, wenn du sie täglich ausführst.

    Komfortzone verlassen #1: Kalt duschen

    Kalt zu duschen, ist längst kein Geheimtipp mehr. Dank der Biohacking Szene gehört tägliches, kaltes Duschen schon zum guten Ton. 

    In manchen Kreisen bist du out, wenn du nicht mindestens einmal im Jahr Eisbaden gehst und kalt zu duschen, ist eine gute Vorbereitung darauf.

    Unabhängig davon in welchen Kreisen du dich bewegst oder welcher Szene du dich angehörig fühlst, ist kalt zu duschen der beste Weg, um den Tag mit etwas unbequemen zu starten.

    Ich habe in der Vergangenheit immer wieder mit kalt duschen herumgespielt. Seit dem 1. Oktober 2020 dusche ich kalt, ohne Unterbrechung. Es ist das Erste, das ich morgens nach dem Aufstehen mache.

    Der Ablauf ist immer gleich. Ich schnappe mir meine elektrische Zahnbürste. Das Intervall ist 4×30 Sekunden. Ich drehe das kalte Wasser auf und starte die Zahnbürste. 

    Der Fokus auf tiefe Nasenatmung ist das Schönste daran. Zumindest in den ersten Sekunden. 🙂

    Nach den zwei Minuten Zahnpflege kommen nochmal ein bis zwei Minuten Körperpflege dazu. So komme ich täglich auf mindestens drei Minuten.

    Auch nach fast neun Monaten bleiben die ersten Sekunden unbequem. Es ist täglich eine bewusste Entscheidung den Tag so zu starten.

    Es gibt zig Strategien, wie du mit dem kalt duschen beginnen kannst. Warm starten und dann kalt abschließen. Mit ein paar Sekunden kalt starten und dann Woche für Woche die Zeit steigern.

    Ich hab am 1. Oktober einfach mit der Routine begonnen, die ich gerade beschrieben habe und mache es seitdem so. Welchen Weg du am Ende wählst, ist egal. Hauptsache du triffst die Entscheidung deine Tage so zu starten.

    Und ja, es gibt noch weitere Vorteile, die für das kalte duschen sprechen. Falls du mehr Argumente dafür benötigst und tiefer in den Kaninchenbau kriechen möchtest, ist hier ein gutes Buch.

    Komfortzone verlassen #2: Krafttraining

    Solltest du schon länger auf Vereinfache Dein Training mitlesen, kannst du hier wahrscheinlich schon ein Häkchen setzen. 

    Aber lass uns nochmal kurz beim täglichen Krafttraining ansetzen. Ich habe in der Vergangenheit schon über tägliches Training geschrieben und es wird auch bald wieder mehr dazu kommen.

    Der Trick ist, dass du täglich Gewichte bewegst, die du locker und mit ordentlicher Bewegungsqualität schaffst, aber die sich trotzdem unbequem anfühlen. Dabei ist es egal, ob es ein freies Gewicht oder dein Körpergewicht ist.

    Der Vorteil beim Krafttraining ist, dass es sich von Haus aus unbequem anfühlt. Du musst einen gewissen Aufwand betreiben und dich dafür anstrengen.

    Und auch hier ist es wie beim kalt Duschen. Die Entscheidung zu treffen, es einfach zu tun, ist das Wertvollste daran. Der Akt der Überwindung.

    Du wirst jeden Tag stärker und widerstandsfähiger. Nicht nur körperlich, sondern vor allem mental. Die Art und Weise, wie du selbstbewusste Entscheidungen triffst, verändert sich. Genauso wie die Geschwindigkeit, in der du sie triffst.

    Solltest du schon regelmäßig trainieren (wovon ich jetzt einfach mal ausgehe), musst du einfach nur die verbleibenden Tage auffüllen. 

    Greasing the Groove oder Mini-Workouts sind perfekt dafür.

    Das Einzige was du beachten musst, ist, dass du dich nicht abschießt. Geh mit dem Mindset ran, dass du dich in einer Bewegung verbessern möchtest. 

    Führe diese Bewegung oder Bewegungskombination täglich einmal oder mehrmals aus und das Ganze immer so frisch wie möglich. Stell dir vor, du möchtest einfach nur das Bewegungsmuster üben und die Runden oder Wiederholungszahl ist dabei erstmal völlig egal.

    Beim kalt duschen und beim Krafttraining wird es in der Regel ungemütlich für den Körper.

    Beim dritten Punkt ist es anders…

    Komfortzone verlassen #3: Kein Social Media (auf dem Handy)

    Bisher ging es darum etwas zu tun, das unbequem ist. Jetzt geht es darum, etwas zu unterlassen, das bequem ist. Verzicht ist das Zauberwort.

    Ich bin ehrlich mit dir. Von allen drei Punkten ist dieser der Härteste. An dieser Möglichkeit werden die meisten scheitern. Ich wette, dass allein die Überschrift irgendetwas in dir triggert. Vielleicht schaltest du mental sogar ab. Ich mache dir keinen Vorwurf.

    In unserer Konsumgesellschaft kommen die wenigsten mit Verzicht klar. Vielleicht hast du es in der Vergangenheit sogar ohne Apps auf dem Handy versucht, ohne langfristigen Erfolg. 

    Ich hatte meinen ersten Versuch Anfang 2018 als ich das Buch Deep Work von Cal Newport las. Hier hatte ich darüber geschrieben

    Rückblickend war es ein halbherziger Versuch, ohne echte Chance auf Erfolg.

    Seit Anfang April dieses Jahres stecke ich im zweiten Versuch. Nachdem ich dieses Buch von Cal Newport las.

    Dieser Versuch läuft erstaunlich erfolgreich. Drei Monate ohne Social Media Apps auf dem Handy. Mein Smartphone hat mittlerweile sogar Festnetz-Status erreicht, weil es den ganzen Tag am gleichen Ort liegt und am Ladekabel hängt.

    Dieses Mal ist es definitiv kein halbherziger Versuch, sondern eine handfeste Exit-Strategie, wie ich in diesem Artikel (Der wahre Grund warum du keine Zeit fürs Training findest) genauer beschrieben habe.

    Von allen drei Möglichkeiten empfehle ich diese am meisten. Lösche alle Social Media Apps vom Handy und ziehe ernsthaft in Betracht, dein Smartphone nicht mehr vom Ladekabel zu trennen.

    Wenn du den Stuff für die Arbeit brauchst (um „notwendige Inhalte zu produzieren“ – nicht zu verwechseln mit „sinnlose Inhalte zu konsumieren“) reduziere die Zeit auf den Kanälen, wenn du arbeitsbedingt am Rechner sitzt.

    Glaub mir, es lohnt sich. Nach einer Weile erkennst du die Matrix.

    Es gibt nichts Traurigeres, als anderen Männern dabei zuzusehen, wie sie in ihr Handy glotzen, während sie Auto fahren, ein Date haben, im Kino sitzen, mit ihren Kindern spielen, essen… 

    Es ist zutiefst erschreckend und mir wird schlecht bei dem Gedanken daran, wie lange ich dieses Spiel mitgespielt habe.

    Die gute Nachricht ist, dass immer mehr Männer aufwachen und checken, dass das Smartphone einer der Hauptgründe für viele Probleme ist, die sie in ihrem Leben haben.

    Das waren sie. Drei einfache Möglichkeiten, um jeden Tag die Komfortzone zu verlassen.

    An dieser Stelle erkennst du bestimmt, wie wertvoll es ist, jeden Tag etwas Unbequemes zu tun.

    Dinge, die einmal hart waren, werden dir leicht fallen und du hast kein Problem mehr damit deine Komfortzone zu verlassen, auch wenn’s mal schwer ist.

    Denke einfach immer wieder an diesen Satz.

    Wenn dein Alltag leicht und bequem ist, wird es viele Tage in deinem Leben geben, die hart und unbequem werden.

    Und es gibt noch viel mehr Möglichkeiten, als die Drei, die ich dir hier vorgestellt habe.

    Vor allem beim Thema Verzicht gibt es bei den meisten Männern großen Nachholbedarf.

    Ich hatte in den letzten 30 Jahren viele Tage, wie damals im Schwimmbad.

    Am Ende lag es immer daran, dass ich es mir zu bequem gemacht hatte und über zu lange Zeiträume in Watte eingepackt war.

    „Das Leben beginnt außerhalb Deiner Komfortzone.“

    Neale Donald Walsch

    Ich schließe das Ganze mit diesem Zitat ab. 

    Und ich erkläre dir auch warum.

    Das Erste, was du in deinem Leben außerhalb des Bauches deiner Mutter getan hast, war tief zu atmen und dich zu bewegen.

    Beim Blick ins Smartphone atmest du flach und bist bewegungslos.

    Das ist näher an dem, was dein 3D Körper tun wird, wenn er eines Tages diesen Planeten verlassen muss.

    Kalt duschen und Krafttraining allein bewirkt ein paar wunderbare Dinge:

    Du atmest tief.

    Du bewegst dich.

    Du lebst.